mein hvv switch Punkt
Lesedauer 3 Min.In der Weidenallee mit Maximilian Mundt
Über 100 hvv switch Punkte gibt es in Hamburg. Mit manchen hat man seine ganz eigene Geschichte. Wir treffen spannende Menschen unserer Stadt – an Stationen, die sie häufig nutzen. Dieses Mal: Schauspieler Maximilian Mundt.
„Genialer Typ!” oder „Also, in den bin ich ja schon ein bisschen verliebt…” Wenn in Gesprächen der Name Maximilian Mundt fällt, sind die Reaktionen immer gleich begeistert. Der Hamburger Schauspieler wurde 2019 durch die Netflix-Serie “How to Sell Drugs Online (fast)” berühmt – und das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Für seine Rolle als Teenager Moritz, der von seinem Kinderzimmer aus zum Drogenbaron im Darknet wird, hat er zahlreiche Preise gewonnen. Die Serie wurde in 196 Ländern gezeigt.
Auf den großen Rummel und die erste Staffel folgten zwei weitere. Die vierte soll kommendes Jahr erscheinen. Maximilian ist heute international gebucht. Demnächst dreht er einen israelischen Art House Kinofilm. „Da freue ich mich sehr drauf, weil ich etwas Angst hatte, dass ich in einer Schublade gelandet bin”, sagt er. Bekannt ist der 27-Jährige auch dafür, dass er vielseitig kreativ ist: So fotografiert Maxi (nicht Max) auch, wurde mit 18 mit dem Deutschen Jugendfotopreis ausgezeichnet. Und er dreht selbst Filme, unter anderem den Kurzfilm “Unsere Problemzone”, der auf den Hofer Filmtagen Premiere feierte. Am liebsten macht er das im Doppelpack mit Kollegin Anna-Lena Schwing.
An diesem Dienstag im August kommt Maximilian Mundt mit dem E-Scooter zum hvv switch Punkt Weidenallee. Zwischendurch während des Shootings muss er telefonieren, mit den Macher*innen des Filmfest Hamburg (28.9. bis 7.10.). „Für die haben wir den Trailer gemacht dieses Jahr”, sagt er.
Maximilian, du bist am Rand von Hamburg aufgewachsen. In einem Interview hast du gesagt, dass du 18 warst, als du das erste Mal alleine mit der S-Bahn in die Stadt gefahren bist - stimmt das?
Eigentlich war ich 17…Damals habe ich am Thalia Theater gespielt, in der Jugendperformance-Gruppe, und musste vier bis acht mal im Monat in die Innenstadt. Aber ich bin eben nur ins Theater gefahren, nicht wie andere mal zum Bummeln oder Feiern. Ich war am liebsten zu Hause – im Garten in Schnelsen.
Wo du dir ein Baumhaus gebaut hattest…
Und eine Hütte aus Sperrmüll. Ich war aber tatsächlich auch einfach gerne in meinem Zimmer, habe viel fotografiert, gebastelt und gewerkelt. Das war’s eigentlich schon. Ich war allgemein ein Late Bloomer und eher verunsichert. Das erste richtige Stadt-Erlebnis war für mich der Schanzenflohmarkt. Da war ich dann 18.
Und wie war das?
An die Feldstraße zu fahren und dort so viele unterschiedliche Menschen zu sehen, war total aufregend und schön für mich. Zu wissen: Schnelsen ist nur sechs, sieben Kilometer weiter, aber das ist eine ganz andere Welt, mit ganz anderen Leuten, als würde man kurz in den Urlaub fahren, weil man in Schnelsen in einer so homogenen Bubble lebte. Und – entgegen aller Erwartungen – war diese Erfahrung nicht angsteinflößend. Sie hat mich neugierig gemacht. Ich habe gemerkt: Das hat mir eigentlich gefehlt.
Und dann hast du Hamburg erkundet?
Na ja…erstmal blieb ich bei den sicheren Orten: Flohmarkt und Thalia. Richtig angefangen, die Stadt zu erkunden, habe ich erst sehr spät, mit 23. Da bin ich erst von zu Hause ausgezogen, in eine 3er-WG in Eimsbüttel. Drei Monate lang habe ich richtig in der wilden Großstadt gelebt… Dann kam Corona. Und ich war wieder nur zu Hause. Aber immerhin mit Mitbewohner*innen.
Hat sich dein Leben in Hamburg durch “How to Sell Drugs Online” sehr verändert – oder lebst du weiter wie bisher?
Ich werde schon angesprochen manchmal, aber das freut mich, denn die Leute sind immer sehr positiv. Am Thalia Theater mochte ich dieses direkte Feedback vom Publikum total, das hat man ja beim Fernsehen nicht so. Gut ist, dass ich nicht so ein Party-Mensch bin. Denn beim Feiern kann es anstrengend werden: Vielleicht ist man betrunken und will eigentlich nur tanzen. Und dann kommen Leute und wollen ein Foto machen, und man sieht total scheiße aus und ist verschwitzt… Dadurch, dass ich das nicht oft mache, ist es aber ok.
Du bist mit dem E-Scooter hierher gekommen. Dein bevorzugtes Fortbewegungsmittel?
Gezwungener Maßen oft schon: Als ich in die WG gezogen bin, habe ich mir ein Fahrrad gekauft. Das wurde aber geklaut. Das zweite auch. Das dritte schleppe ich nun immer in den fünften Stock, was echt nervt. Denn selbst wenn man ein schrabbeliges Rad hat: Es. Wird. Geklaut. Es muss nicht mal schön sein! Kein Plan, warum das in Hamburg so ist. Aber wir waren bei Fortbewegung…Als wir die WG gründeten, habe ich auch meine Liebe zu Car-Sharing entdeckt.
Wie kam das?
Wir haben viel auf ebay Kleinanzeigen gekauft. Und einen Tisch oder eine Kommode kann man mit dem E-Auto doch einfacher transportieren als mit der U2 oder dem Fahrrad. Und Autofahren ist für mich auch ein Stück Freiheit: Ich habe meinen Führerschein direkt mit 18 gemacht. Anders als für andere in meinem Freundeskreis – da hat kaum jemand einen Führerschein. Auch als ich an der Kunsthochschule in Hamburg studierte, war ich der einzige, der fahren konnte. So habe ich immer Licht und Technik transportiert für die anderen, die man zum Filme machen ja braucht. Meistens mit Car-Sharing.
Wo fährst du heute am liebsten hin in Hamburg?
Hört sich jetzt total doof an, aber ich liebe Stand-Up-Paddeln auf der Alster. Ehrlich. Das sieht dämlich aus, und ich hatte immer total Vorurteile gegen SUP, bevor ich mir selbst eins besorgt habe. Jetzt finde ich es toll! Dort vorne, am Kaiser-Friedrich-Ufer, pumpe ich mein Board auf und paddel los. Über die Kanäle auf die Alster, in die Binnenalster, unter der Alsterfontäne durch. Dann am Jungfernstieg anzuhalten und aus der Europapassage ein Getränk zu holen – großartig. Aufsteigen, weiterfahren, zurück über den Feenteich, am Heilwigpark vorbei…
Ist das nicht sehr weit?
Man ist schon vier, fünf Stunden unterwegs.
Kannst du dir vorstellen, mal woanders zu leben als in Hamburg?
Ich glaube, ich werde immer in Hamburg bleiben. Vielleicht nicht immer in Eimsbüttel. Und wenn ich vielleicht mal direkt über einer Bar wohnen würde, käme ich vielleicht mehr raus… Aber durch die Schauspielerei macht man so viel Smalltalk. Da ist es ehrlich auch mal schön, einfach zu Hause zu sein und die Klappe zu halten.