mein hvv switch Punkt
Lesedauer 3 Min.Am Hamburger Flughafen mit Hila Limar
Über 160 hvv switch Punkte gibt es in Hamburg. Mit manchen hat man seine ganz eigene Geschichte. Wir treffen spannende Menschen unserer Stadt – an Stationen, die sie häufig nutzen. Dieses Mal: Hila Limar, Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Visions for Children e.V.
Mit Hila Limar über Car-Sharing und Mobilität zu sprechen, fühlt sich im ersten Moment komisch an. Ihre täglichen Themen sind ganz andere. Kindern trotz Krisen und finanzieller Armut Zugang zu Bildung zu verschaffen, zum Beispiel. Seit 2009 ist die 37-Jährige Vorstandsvorsitzende des Vereins Visions for Children e.V., der in Afghanistan und Uganda Bildungsprojekte fördert: Mit Hilfe von Spenden unterstützt die Organisation beim Aufbau von Schulen, bildet Lehrer*innen fort und leistet darüber hinaus Hilfe in Notsituationen wie nach den Erdbeben in Afghanistan vergangenen Herbst.
Hila ist selbst in Afghanistan geboren. Als 3-Jährige kam sie mit ihrer Familie nach Hamburg. Studiert hat sie Architektur, mittlerweile steckt sie jedoch ihre komplette Energie in die gemeinnützige Organisation.
Wir treffen uns am hvv switch Punkt Hamburg Airport Helmut Schmidt, dem mit 120 Stellplätzen größten der Stadt. Es regnet in Strömen, doch obwohl sie während des Fotoshootings komplett nass wird, verliert Hila nicht die gute Laune. „Wir sind hier in Hamburg ja gut abgehärtet“, sagt sie.
Warum hast du dir den hvv switch Punkt am Flughafen als Treffpunkt ausgesucht?
Ich bin in Langenhorn aufgewachsen. Der Flughafen ist sehr signifikant für diese Gegend: Die Flugzeuge fliegen ganz niedrig über die Häuser, als Kind ging man auf die Aussichtsplattform, und wenn jemand fragte, wo man in Hamburg lebt, sagte man immer ‚beim Flughafen‘. Schon deswegen bin ich sehr verbunden mit diesem Ort. Dazu kommt, dass ich leidenschaftlich gerne reise und auch beruflich oft fliege.
Wie oft musst du wegen deines Berufs fliegen?
Eigentlich war ich zwei Mal pro Jahr in Afghanistan und zwei Mal pro Jahr in Uganda. In beiden Ländern unterstützen wir beim Aufbau der Infrastruktur und Kapazitäten für die Bildung von Kindern. Das hat sich durch die schwierige Situation in Afghanistan dann sehr verändert.
In Afghanistan haben 2021 die Taliban die Macht übernommen. Könnt ihr seitdem überhaupt noch dort hinfliegen?
Hinfliegen könnten wir – es ist nur die Frage, ob wir auch wieder zurückkämen. Wenn wir uns anschauen, wie schleppend die Bundesregierung Menschen evakuiert, die eigentlich eine Zusage zur Evakuierung bekommen haben… da möchte ich gar nicht wissen, wie das läuft, wenn mir etwas passieren sollte. Also kurz gesagt: Aktuell ist die Lage leider zu unsicher.
Mit deiner Schwester hast du neben Visions for Children das Schmucklabel SEVAR Studios gegründet, das in einer afghanischen Goldschmiede produziert. Läuft das noch – oder musstet ihr die Arbeit dort einstellen?
Die Produktion der Schmuckstücke konnte nach einer kurzen Pause im August 2021 zum Glück weiterlaufen. Doch das ganze Projekt hat sich durch die Machtübernahme der Taliban verändert: Die Grundidee des Labels ist, dass die Gewinne an ein Ausbildungsprogramm für junge Schmuckschmied*innen in Afghanistan fließen, das wir mit Visions for Children implementieren. Eigentlich wollten wir damit vor allem die Bildung von Frauen fördern – doch für Frauen und Mädchen gibt es heute ein Bildungsverbot ab der 7. Klasse. Deshalb nehmen nun Männer teil, die durch Kriegsverletzungen ansonsten aus dem sozialen und beruflichen Leben ausgeschlossen sind. Insgesamt ist die Situation in Afghanistan – sei es die entwicklungspolitische Arbeit mit Visions for Children oder Handelsbeziehungen wie mit SEVAR Studios - durch die vielen internationalen Sanktionen extrem verzwickt. Ich habe das Gefühl, dass das Land immer mehr in Vergessenheit gerät, politisch wie medial. Hilfsgelder werden eingekürzt, und das finde ich verantwortungslos. Die Sanktionen sollen die Regierung treffen, aber tatsächlich treffen sie die Bevölkerung.
Lass uns nochmal zurück zu Hamburg und Mobilität kommen. Wenn du nicht gerade fliegst – wie bist du in der Stadt unterwegs?
Ich bin ein richtiger Fan von Öffis und würde mich am liebsten nur damit fortbewegen. Das Auto nehme ich nur, wenn ich an Orte muss, die sehr schlecht erreichbar sind mit Bus und Bahn.
Nutzt du da Carsharing?
Car-Sharing nutze ich vor allem, wenn ich größere Dinge transportieren muss – oder wenn ich weitere Strecken fahre, das schafft mein Auto nicht. Man kann die Wagen für einen ganzen Tag mieten, das mache ich gelegentlich.
Du bist in Hamburg aufgewachsen. Wie hat sich dein Mobilitätsverhalten verändert?
Als Kind bin ich viel Fahrrad gefahren. Nicht freiwillig – unsere Eltern fanden, das sei eine gute Aktivität für Körper und Geist. Ich habe es gehasst! Schließlich regnet es in Hamburg fast immer – wie wir gerade sehen… Dann war der Bus 292 sehr prägnant in meiner Kindheit. Mit dem sind wir in die Schule gefahren, wenn es mal nicht das Fahrrad war. Er fährt nach Ochsenzoll, wo eine Psychiatrie ist, und die Patient*innen fuhren oft mit. Viele sprachen mit sich selbst – für uns war das normal. Dass unser Bus etwas anders ist, merkten wir erst, als wir Besuch von Freund*innen hatten über Nacht, und sie morgens im Bus plötzlich komisch schauten…
Wo lebst du heute?
Tatsächlich wieder hier am Flughafen – nur eine Station entfernt. Auch das ist ein Grund, warum wir uns hier getroffen haben.
Hast du einen Lieblingsort in Hamburg?
Nicht wirklich. Ich habe mit jeder Lebensphase – sei es Schule, dann Studium, Arbeit, verschiedene Arbeitsplätze – neue Stadtteile entdeckt. Alles ist mit besonderen Erinnerungen verbunden…
Und hast du eine Lieblingsaktivität draußen in Hamburg?
Wenn ich es mir aussuchen kann, dann bin ich natürlich am liebsten am Wasser. Ich fahre zum Beispiel gerne mit der Fähre rüber nach Finkenwerder, dann vielleicht noch am Elbstrand einen Kaffee trinken… sowas. Aber eigentlich bin ich genügsam: Wenn die Sonne mal scheint, ist Rausgehen für mich schon das Schönste, egal wo.